Mittelmeerkrankheiten bei Reisen in den Süden/Deutschland

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sini2000

Mittelmeerkrankheiten bei Reisen in den Süden/Deutschland

#1 Beitrag von sini2000 » 17. Jul 2006, 19:27

Hallo,

ich habe seit 6 Jahren eine Hündin aus Spanien. Sie brachte einige sogenannte Mittelmeerkrankheiten mit, viele haben davon bestimmt schon einmal etwas gehört.

Diese Krankheiten betreffen aber nicht nur die Hunde, die aus dem Süden kommen sondern auch die Hunde, die dorthin in Urlaub fahren. Und einige der Krankheiten sind mittlerweile auch auf dem Vormarsch in Deutschland.

Die bekannteste dürfte die Leishmaniose sein, welche durch die Sandmücke übertragen wird. Sie ist nicht heilbar, kann behandelt werden, es gibt aber immer wieder Schübe. Sie äussert sich teilweise durch offene nässende Hautwunden, dadurch ist im Einzelfall! eine Übertragung auf den Menschen, wenn er auch eine offene Wund hat, möglich.

Dann gibt es Babesiose und Ehrlichiose. Beide werden durch Zecken übertragen. Beide sind, wenn früh genug erkannt, behandelbar und ausheilbar.

Die Babesiose wird durch die Dermacentor Zecke übertragen, diese wurde mittlerweile an sehr vielen Stellen in Deutschland gefunden! Auch im nördlichen und östlichen Teil.

Dann gibt es die Filariose. Übertragung durch Zecken oder Mücken. Es bilden sich Würmer, die sich in Haut oder in den schlimmeren Fällen in der Lunge oder im Herz einnisten.

Und es gibt noch ein paar weitere Krankheiten, aber ich möchte jetzt nur auf die 4 eingehen.

Gegen die Leishmaniose kann man den Hund mit Scalibor schützen. Dies gibt es als Halsband oder als Shampoo.

Alternativ gibt es Advantix, was den Vorteil hat, dass es auch gegen die Zecke wirkt und vor allem gegen diese Dermacentor Zecke.

Advantix ist ein Spot on und wird 1x im Monat aufgetragen. Wenn der Hund ins Wasser geht, öfter.

Meine beiden bekommen das und ich habe noch keine Zecke an ihnen gesehen.

Gegen die Filariose kann man kurz vor dem Urlaub Stronghold geben. Ist auch ein Spot on.

Natürlich ist das alles Chemie pur. Aber die Krankheiten sind auch nicht ohne.

Nach der Rückkehr sollte man nach ca. 6 Monaten einen sogenannten Mittelmeercheck machen. Dabei wird das Blut auf diese Parasiten untersucht. Ideal wäre ein solcher Test nach Rückkehr, dann nach 6 Monaten und dann wieder nach 1 Jahr - da sind die meisten aber wohl wieder im Süden unterwegs. Nach 6 Monaten deshalb, weil einige der Parasiten ca. 6 Monate brauchen, bis sie im Blut nachweisbar sind.

Es gibt eine sehr gute Seite im Netz, das ist ein Verein. Der Vorsitzende ist ein bekannter Parasitologe und die Mitglieder sind alle superfit im Thema Mittelmeerkrankheiten. Denn leider gibt es immer noch viele Tierärzte, die nicht Bescheid wissen.

Ausserdem gibt es ein Hundeforum zum Thema Auslandshunde, dem vorgeschaltet ist eine Info Seite, wo es auch Infos zu diesen Krankheiten gibt. Da ich nicht weiss, ob ich hier Links setzen darf, werde ich das erst tun, wenn ich die Erlaubnis habe :D

Ich hoffe, es war jetzt nicht zu viel zu lesen, aber ich finde es wichtig, dass jeder diese Infos hat, wenn man mit dem Hund in den Süden will.

Sina hatte übrigens Babesiose und Filariose. Erstere bekamen wir in den Griff, dafür musste sie 2 x an den Tropf. Letzere machte 1 Jahr lang Beschwerden bis hin zum Total Kollaps mitten im Feld. Sina hatte 3 x Herzultraschall, ihr Herz ist geschädigt durch die Filariose und sie stand kurz davor, dass die Dinger aus der Lunge rausoperiert wurden.

Das bedeutete viel Leid, viel Hoffen und Bangen, viele viele Blutabnahmen für einen Hund, der sowieso Angst vor Menschen hat und auch hohe Kosten. Ihre Geschichte steht auf meiner Homepage.

Alles vermeidbar mit 2 Spot-Ons.

Viele Grüsse

Ingrid

sini2000

#2 Beitrag von sini2000 » 19. Jul 2006, 20:41

24 Hits und keine Reaktion?

Wusstet Ihr das alles schon? Oder haltet Ihr es für übertrieben? Keine Frage zu den Links?

Oder fahrt Ihr alle ganz einfach nicht in den Süden? ;-)

Viele Grüsse

Ingrid

Fee on Tour
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#3 Beitrag von Fee on Tour » 19. Jul 2006, 20:52

Hallo Ingrid,

nein das was du geschrieben hast ist hochinteressant :!:

Warum keiner was dazu schreibt kann ich dir auch nicht sagen, liegt vielleicht am Wetter und einer gewissen "Hitzeträgheit"

Der Bericht jedenfalls ist klasse und ich denke sobald die neue Rubrik "Wichtige Links & Infos" fertig ist sollten wir ihn dort auch posten.

Die Links zu den Infoseiten kannst du gerne hier mit einstellen, am besten in deinen Text - den müsstest du editieren können.
Liebe Grüße

Fee
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Frank
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#4 Beitrag von Frank » 20. Jul 2006, 16:09

Moin Ingrid,
Deine Ausführungen sind Klasse,- Danke!
Das Mittel Advantix verwende ich auch, mein Hundi hatte seitdem keine einzige Zecke mehr...
Viele Grüße
Frank

sini2000

#5 Beitrag von sini2000 » 20. Jul 2006, 18:09

Hallo,

man hört ja eigentlich jeden Tag irgendetwas, das gefährlich ist für Mensch und Hund. Von daher neigt man vielleicht auch schnell dazu, zu denken, ist bisher immer gut gegangen - würde mir wohl auch so gehen :D Deshalb hatte ich nochmal nachgefragt.

Und etwas vergessen: Genauso wie der Mensch Borreliose bekommen kann, kann er auch Leishmaniose bekommen. Indem er eben von dieser Sandmücke gestochen wird. Man sollte sich deshalb mit Autan schützen, wenn man im Süden unterwegs ist.

T. Nauke forscht im Moment in Deutschland und hat auch hier vereinzelt diese Mücken gefunden. :sad:

Das Problem ist auch, dass wenn ein Hund Leismanien hat, auch wenn er keine Symtome hat, einen anderen Hund anstecken kann, wenn die Sandmücke vorkommt.

Trägt aber der Leishmaniose Kranke Hund Scalibor oder Advantix, dann nicht, weil die Mücke nicht dran geht an den kranken Hund.

Die interessanteste Seite rund um die Parasiten ist:

www.parasitus.com

Interessant zu lesen ist der Flyer als Acrobat File "Traumhund aus dem Süden" und dort den Teil über die Krankheiten, weil er sehr gut geschrieben ist.

Aber natürlich auch die Infos über die Krankheiten.

Die Hundeseite mit Forum ist: www.4pfoten-2beine.de - dort unter "Hunde aus dem Ausland - Krankheiten" - da sind sie auch nochmal erklärt und auch was man dagegen tun kann.

Speziell zur Leishmaniose gibt es auch eine Seite, wo auch die Länder aufgeführt sind, wo welche Sandmücken rumfliegen:

www.leishmaniose.de


@Frank: Advantix ist wirklich klasse, meine beiden bekommen das auch und sind zeckenfrei. Was möglicherweise auch damit zu tun hat, dass es das erst seit 3 oder 4 Jahren gibt.

Oftmals ist es so, dass die Zecken auf viele Zeckenmittel schon immun sind, einfach weil es die schon so lange gibt und die oft verwendet werden.

Viele Grüsse und auf das Ihr und die Hunde gesund bleiben.

Ingrid

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Pearly
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Leishmaniose und Behandlung!

#6 Beitrag von Pearly » 1. Sep 2008, 00:13

Leishmaniose ist eine parasitaere Erkrankung, die Hunde befaellt und von einer bestimmten Insektenart (Phlebotomus) uebertragen wird. Die weiblichen Phlebotome koennen ein erkranktes Tier stechen und dabei den Erreger (Leishmania) mit dem gesaugten Blut aufnehmen. Diese Parasiten mutieren im Organismus des Insekts und werden innerhalb weniger Tage infektioes.

Wenn dieses Insekt danach ein gesundes Tier sticht, kann es die Krankheit uebertragen.


Es muss jedoch einduetig klargestellt werden, dass es KEINE direkte Uebertragung zwischen Tieren oder Tieren und Menschen gibt. Eine Uebertragung der Krankheit ist AUSSCHLIESSLICH ueber das Phlebotom moeglich. Darueber hinaus kommt es bei Menschen sehr selten zu einer Ansteckung und auch dann nur bei Personen mit infolger anderer Erkrankungen oder Gruende geschaedigtem Immunsystem.

Die Leishmanien befinden sich im Blutkreislauf und Knochenmark des erkrankten Hundes. Zwischen dem Stich des Phlebotoms und dem moeglichen Nachweis der Krankheit koennen zwischen 4 und 6 Monate vergehen. In dieser Inkubationsphase ist die Krankheit auch durch einen Bluttest nicht feststellbar. Nach Ablauf dieser Zeit koennen Symptome wie u.a. uebermessiges Wachstum der Naegel, Druesenschwellungen, charakteristischer Haarausfall an Ohren und rund um die Augen, Gewichtsverlust trotz Appetit und regelmaessiger Nahrungsaufname auftreten. Bei nicht behandelten Hunden befaellt der Parasit nach und nach die inneren Organe (Leber, Nieren etc.) und die Gesundheit des Tiere beginnt, ernsthaft Schaden zu nehmen.

Wird die Krankheit jedoch diagnostiziert und mit den derzeit verfuegbaren Mitteln behandelt, kann das Tier waehrend langer Jahre eine gute Lebensqualitaet haben und auch ein hohes Alter erreichen, wenn es gute Lebensbedingungen hat und korrekt betreut wird.

Durch die Behandlung wird erreicht, dass der Parasit im Knochenmark isoliert wird und sich nicht mehr auf die Gesundheit des Tieres aufwirkt, weshalb auch die Symptome verschwinden.

Wird das Tier jedoch nicht behandelt oder spricht nicht auf die Behandlung an, wird dessen Gesundheit nach und nach geschaedigt und seine Einschlaeferung empfohlen.

Praevention

Die Leishmaniose ist eine in bestimmten Bereichen von Madrid und an der gesamten Mittelmeerkueste epidemische Krankheit. Sie kommt jedoch auch in anderen Regionen des Landesinneren vor.

Ein in keiner Weise geschuetzter Hund hat ein Ansteckungsrisiko zwischen 3 und 18 %. Das Risiko steigt, wenn das Tiere in laendlichen oder vorstaedtischen Gebieten oder heissen Regionen lebt und wenn es ausserhalb des Hauses uebernachtet.

Da es derzeit noch keinen Impfschutz gibt, ist die Vorbeugung die einzige Moeglichkeit. Das Insekt lebt im Fruehjar und Sommer und u.U., wenn es heiss ist, auch noch im Herbst. Besonders aktiv ist es im Morgengrauen, in der Abenddaemmerung und waehrend der gesamten Nacht.. Es wird daher empfohlen, das Tier waehrend dieser Zeit nicht auszufuehren und es im Inneren des Hauses schlafen zu lassen. Daruberhaus sollte es waehrend der betreffenden Jahreszeiten durch insektenabweisende und insektenabtoetende Mittel, deren Anwendung und Dosierung vom Tierarzt festgelegt wird, geschuetzt werden.

Gleichwohl ist es empfehelenswert, jedes Jahr im Herbst/Winter einen speziellen Test machen zu lassen, denn die Behandlung ist desto wirkungsvoller je frueher sie beginnt.

Behandlung

Werden klinische Symptome der Krankheit festgestellt, lassen Sie Ihrem Hund einen Bluttest machen um festzustellen, ob er wirklich an dieser Krankheit leidet. Der Erfolg der Behandlung ist umso groesser, wenn sie in den ersten Phasen der Krankheit einsetzt. Daraus ergibt sich auch die Bedeutung der jaehrlichen Blutuntersuchung.

Die Behandlung unterdrueckt die Symptome und gestattet dem Tier ueber lange Jahre eine gute Lebensqualitaet.

Zur Behandlung eingesetzt werden Alopurinoltabletten und ein Antimon-Praeparat (Glucantime), die nach Anweisung des Tierarztes je nach individuellem Bedarf verschrieben werden. 2 bis 3 Mal im Jahr muessen Blutuntersuchungen gemacht werden, um den Krankheitsverlauf und moegliche Rueckfaelle festzustellen.



Ungefaehre Behandlungskosten: Bluttest IFI + Proteinogramm + Blutbild: EUR 35,-- (2-3 x jaehrlich)
Alopurinol/Zyloric 300 (30 Tabl., i.d.R. Monatsbedarf) EUR 3,43
Glucantime H (10 Ampullen/Packung) EUR 4,93 *
* (fuer eine 30taegige Therapie eines grossen Hundes werden i.d.R. 6 Packungen bei Verabreichung von 5 ml 2 x taeglich benoetigt).
Liebe Grüße
Marion & Peter

Ab dem 31.8.08
Fiat Ducato Eura Mobil 590

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